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Böll-Literatur unter dem Apfelbaum genießen

Düren, den 02.10.13

Düren. Stipendiatinnen und Stipendiaten, Nachbarinnen und Nachbarn, Gäste aus nah und fern trafen sich zum alle zwei Jahre stattfindenden Sommerfest im Heinrich-Böll-Haus in Langenbroich. Unter den Obstbäumen im Garten und auf Bänken im Zelt saßen sie und hörten gebannt zu, als Schauspielerin Claudia Amm und Schauspieler Günter Lamprecht aus dem Roman "Der Engel schwieg" von Heinrich Böll vorlasen.

Von links: Schauspieler Günter Lamprecht und Schauspielerin Claudia Amm sitzen an einem Tisch mit Mikrofonen, hinter sich ein riesiges Plakat mit einem Foto des zerstörten Düren von der Marienkirche aus gesehen und lesen Auszüge aus dem Böll-Roman "Der Engel schwieg".

Von links: Schauspieler Günter Lamprecht und Schauspielerin Claudia Amm lasen Auszüge aus dem Böll-Roman "Der Engel schwieg".

Zuvor hatte Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Hans Koch Heinrich Bölls "Überlegungen zur Trümmerliteratur" vorgetragen. Ein großes Foto hinter den lesenden Schauspielern, eine Ansicht von Düren im Jahr 1949 vom Turm der Marienkirche, beschwor die Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg herauf, in der auch die Rurstadt in Trümmern lag. "Trümmerliteratur beschreibt nicht nur die Vergangenheit der Stadt Düren", mahnte Bürgermeister Paul Larue in seiner Begrüßungsansprache. "Sie beschreibt auch beklemmend aktuelle Wirklichkeit, zum Beispiel in Syrien, wo drei der derzeitigen Stipendiaten im Heinrich-Böll-Haus herkommen."
Nach der eindrucksvollen Lesung durch die hochkarätigen Schauspieler hatten die Gäste Gelegenheit, einige der derzeitigen Stipendiaten in einem Gespräch kennen zu lernen, das von Dr. Karin Clark vom Vorstand des Heinrich-Böll-Haus-Vereins, und von Syrien-Expertin Larissa Bender moderiert wurde.
Dara Abdallah, seit drei Monaten in Langenbroich, kommt aus Syrien, wurde bei Demonstrationen auf dem Campus von Kommilitonen verhaftet und schildert das, was er im Gefängnis erlebt hat, in Aphorismen, Gedankensplittern, kurzen Geschichten. "Ich träume von einer Welt, in der jeder die gleiche Herkunft hat, ohne von jemandem abzustammen", schreibt er darin. Manches aber sei unsagbar. Um es aufzuschreiben, brauche er Distanz, sagt der junge Syrer, der sich im idyllischen Langenbroich fühlt, als sei er in Syrien in einem Alptraum gefangen gewesen. "Sehe ich hier einen Bach, erinnert mich das an Menschen, die daheim verdursten."
Ebenfalls aus Syrien kommt die ehemalige Böll-Haus-Stipendiatin Rosa Yassim Hassan. Sie hat bereits zwei Bücher in deutscher Sprache veröffentlicht: "Ebenholz" und "Wächter der Lüfte", der von einer syrischen Frau erzählt und dem Schicksal der Entfremdung durch jahrelange Gefangenschaft.

Zaza Burchuladze ist in Georgien ein bekannter und ausgezeichneter Schriftsteller. "Georgien hat zwei Gesichter", sagt er. "Von außen eine schöne, tolle Landschaft und Kultur. Gleichzeitig ist es dort schwer, als ein freigeistiger moderner Künstler zu existieren und sicher arbeiten zu können, weil Georgien ein Land ist, in dem 85% der Bevölkerung Fundamentalisten sind." Zaza Burchuladze schwimmt gegen den Strom und machte sich mit Satiren, die entlarven, welche Gefahr in der Macht der georgischen Kirche liegt, Feinde. Er wurde vor den Wahlen in Tiflis zusammengeschlagen, seine Bücher verbrannt. Er hofft darauf, dass sein Roman "Der aufblasbare Engel", aus dem beim Sommerfest ein Auszug vorgelesen wurde, demnächst in deutscher Übersetzung im Aufbau-Verlag herauskommen wird.

Das Sommerfest mit seinem ganz besonderen Literaturprogramm, das durch das Können der Schauspieler zu einem Hochgenuss für die Gäste wurde, mit der beschwingten Musik des Klarinetten-Quartetts der Musikschule Düren unter Leitung von Joachim Locker, nachdenklich stimmenden Filmen aus Syrien und Georgien in der Böll-Haus-Bibliothek, mit dem traditionellen Bienenstich und Kölsch, war ein Erlebnis. Der Einsatz von Organisatorin Sigrun Reckhaus von der Heinrich-Böll-Stiftung und von Stefan Knodel vom Vorstand des Heinrich-Böll-Hauses, der unermüdlich unterwegs war, hat sich für die Gäste gelohnt, die entspannt an den Gartentischen unter den Obstbäumen saßen mit Blick auf die Dekoration: Wegweiser mit bunten Schildern mit allen Namen der Stipendiatinnen und Stipendiaten darauf, die hier schon Gast waren.
Heinrich Böll, der 1972 den Literaturnobelpreis erhielt, erwarb in den 60er Jahren in Langenbroich dieses Haus, das er mit seiner Familie im Sommer bewohnte. Nach seinem Tod 1985 wurde daraus ein Haus für Stipendiaten, Schriftsteller, Musiker, Künstler aus aller Welt, die hier als Gäste der Heinrich-Böll-Stiftung ein paar Monate in Ruhe und Sicherheit arbeiten können.

 

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