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Swetlana Alexijewitsch lebte ein halbes Jahr im Böll-Haus Langenbroich

Düren, den 11.10.13

Düren. Swetlana Alexijewitsch, die den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten hat, war von April bis September 2010 Gast im Heinrich-Böll-Haus Langenbroich. Kürzlich ist ihr neuestes Buch „Secondhand-Zeit - Leben auf den Trümmern des Sozialismus“ erschienen, das sich mit den zwei Jahrzehnten seit dem Zusammenbruch des Sowjetimperiums auseinandersetzt. „Die sowjetische Zivilisation...Ich beeile mich, ihre Spuren festzuhalten“, schreibt sie im Vorwort.

Die Schriftstellerin ist 1948 in der Westukraine geboren, hat ein Journalistik-Studium abgeschlossen und als Journalistin und Lehrerin gearbeitet. 1983 erschien ihr erstes Buch "Der Krieg hat kein weibliches Gesicht". Grundlage dafür waren Interviews, die sie zum Schicksal sowjetischer Soldatinnen im Zweiten Weltkrieg geführt hat. In "Die letzten Zeugen" arbeitet sie auch die Erfahrungen ihrer eigenen Familie während des Krieges und in der Stalinzeit auf.
Die Reaktorkatastrophe in der Ukraine ist Thema ihres Buches "Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft".
Immer wieder hatte Swetlana Alexijewitsch mit Zensur und Repressalien zu kämpfen. Als die Angriffe heftiger werden, geht sie nach Paris und erhält Stipendien, unter anderem für Stockholm, Berlin und für ein halbes Jahr im Heinrich-Böll-Haus Langenbroich, wo sie intensiv schrieb und außer der Teilnahme am Internationalen Literaturfestival in Berlin keinen öffentlichen Auftritt wahrnahm.
Mit ihrem gerade erschienenen Buch "Secondhand-Zeit" ist sie ihrer Schreibmethode treu geblieben, Stimmen Betroffener zu Wort kommen zu lassen. Ganz unterschiedliche Menschen erzählen aus ihrem Leben vor und nach dem Zusammenbruch des Sowjetimperiums. „Es war Sozialismus, und es war einfach unser Leben. Damals sprachen wir selten darüber. Nun aber, da sich die Welt unwiderruflich verändert hat, ist unser damaliges Leben plötzlich interessant, egal, wie es war – es war unser Leben“, schreibt Swetlana Alexijewitsch im Vorwort.
Ob Dritter Sekretär des Partei-Kreiskomitees, 29jährige Kellnerin oder Rentner, die Befragten erzählen ganz subjektiv und emotional, und diese Subjektivität und Emotionalität der Erzählenden wird von der Autorin bewusst vermittelt, indem sie den unterschiedlichen Wortschatz und Sprachrhythmus der Interviewten wiedergibt. So entsteht ein dichtes und bewegendes Mosaik emotionaler Zeitgeschichte aus vielen Perspektiven gesehen. Wenn verschiedene Menschen das gleiche Ereignis schildern, stellt es sich jedes Mal ganz anders dar.
„Wer ist im Besitz der Wahrheit? ...Ich habe Ihre Bücher gelesen...Sie haben zu Unrecht solches Vertrauen zum Menschen...zur menschlichen Wahrheit...Die Geschichte, das sind lebendige Ideen. Nicht die Menschen schreiben sie, sondern die Zeit.“, sagt einer der Interviewten im Gespräch mit der Autorin zu ihr. Swetlana Alexijewitsch sieht das wohl anders. Sie versucht ein Stück Wahrheit und Wahrhaftigkeit im Leben einzelner Menschen aufzuspüren und festzuhalten, lässt auch die zu Wort kommen, die bislang keine Stimme hatten und macht so anschaulich, dass jedes Leben Geschichte schreibt.

 

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