Düren. Nachdem der berühmte Schauspieler Günter Lamprecht gut anderthalb Stunden lang im Haus der Evangelischen Gemeinde aus seinem ersten Autobiografie-Band "Und wehmütig bin ich immer noch" vorgelesen hatte, standen die Menschen Schlange, um ein Autogramm im Buch zu ergattern.
Sie habe lange überlegt, sagte Alexandra Oidtmann, Leiterin der Stadtbücherei Düren, die den Abend mit Unterstützung der Sparkasse veranstaltete, welchen Günter Lamprecht sie einladen sollte: den Schauspieler, den Hörspiel-Sprecher, den Buchautor? Sie entschied sich für letzteres und hat damit eine gute Wahl getroffen, denn sie bekam den Schauspieler und den Hörspiel-Sprecher gleich mitgeliefert. Günter Lamprecht liest nicht vor, er lebt den Text, unterstreicht ihn mit Gesten, illustriert ihn mit seiner Stimme und macht das Zuhören so zum Erlebnis.
Bürgermeister Paul Larue hatte Günter Lamprecht bei einer Lesung im Heinrich-Böll-Haus in Langenbroich beim letzten Sommerfest gebeten, doch auch einmal in der Stadt Düren mit einem Leseabend Station zu machen. Günter Lamprecht sagte spontan zu und löste das Versprechen jetzt ein, sehr zur Freude des Bürgermeisters und der Zuhörerinnen und Zuhörer.
Sie erlebten eine anschauliche Lesung, so paradox das klingt. Die unnachahmliche Stimme Günter Lamprechts erweckte den von ihm geschriebenen autobiografischen Text zum Leben und entwarf filmreife Szenen: Die Auseinandersetzung mit dem Jungvolkführer Hans-Dietrich in seinem detailgetreu beschriebenen Kinderzimmer, die Idylle der Berliner Sommertage mit Baden in der Spree, die Bedrohung der Familie durch den trunk- und streitsüchtigen Vater, der surrealistisch anmutende Irrweg als Jugendlicher in mysteriöser Mission durch unterirdische Gänge in den letzten Kriegstagen und immer wieder Szenen, in denen der energischen, tatkräftigen, mutigen Mutter ein Denkmal gesetzt wird, der auch das Buch gewidmet ist. Der Schauspieler beschreibt als Zeitzeuge, wie er als Kind auf den Schultern des Onkels sitzend Adolf Hitler sieht, wie er als Schuljunge die Plünderungen der "Reichskristallnacht" aus nächster Nähe erlebt und wie sehr es ihn erschüttert, als er nach dem Krieg von den während des Nationalsozialismus begangenen Gräuel erfährt: "Ich weiß seit über einem Jahr von Auschwitz ... Güterzüge sind für mich etwas anderes geworden, sie verbreiten Entsetzen in mir. Und das soll sich jahrelang nicht ändern."
Eine Kindheit in den Hinterhöfen von Berlin im Schatten des heraufziehenden Nationalsozialismus wird so heraufbeschworen, eine Jugend als Sanitäter im Bombenhagel auf Berlin, der Versuch in einem "bürgerlichen Beruf" als Orthopädiemechaniker Fuß zu fassen und die schicksalhafte Begegnung mit einem Schauspieler im Jazzkeller "Die Badewanne" in der Berliner Nachkriegszeit, die Günter Lamprecht letztendlich den Weg zum Schauspielerberuf aufzeigt, den er mit großem Einsatz und großer Leidenschaft beschreitet.
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