Ein Heiliger und Harfenspieler

Düren, den 02.11.16

Düren. Wilhelm Arnolds und Josef Stiel sind beide in Arnoldsweiler aufgewachsen, haben in der gleichen Straße gewohnt und waren schon als Kinder fasziniert von der historischen Gestalt des Heiligen Arnoldus, nach welchem Arnoldsweiler benannt ist und der bis heute in der Arnolduskapelle durch jährliche Wallfahrten geehrt wird. In einer Lesung in der Stadtbücherei Düren zeigten sie jetzt auf Einladung des Stadtarchivs, was aus dieser Faszination erwachsen ist. Wilhelm Arnolds hat ein wissenschaftlich fundiertes Geschichtswerk „Arnold von Arnoldsweiler – Geschichte und Überlieferung“ über den Heiligen verfasst, Josef Stiel einen literarischen Roman mit dichterischer Freiheit über den Werdegang des Heiligen vom Harfenspieler zum engen Vertrauten Karls des Großen.

„Ein Heiliger, der Menschen seit 1200 Jahren bewegt“, so bezeichnete Bürgermeister Paul Larue den heiligen Arnoldus und freute sich darüber, dass Wilhelm Arnolds sein umfangreiches Werk seinem Heimatheiligen gewidmet hat. Der Autor brachte auf den Punkt, was nach dem heutigen Wissensstand von Arnoldus historisch verbürgt ist: Er war Begleiter Ludwigs des Frommen, Sohn Karls des Großen, als dieser im Alter von vier Jahren als Unterkönig ins südfranzösische Aquitanien geschickt wurde. Wie eine Urkunde von 823 belegt, war er mit nahezu allen Rechten und Pflichten eines Unterkönigs ausgestattet und handelte im Auftrag Karls des Großen und im Namen Ludwigs des Frommen. Zweifellos war er einer der führenden Leute des Karolingerreiches, gehörte zum engsten Kreis der Berater und Vertrauten Karls des Großen, durfte diesen sogar direkt ansprechen. Es ist verbürgt, dass Arnoldus in Griechenland war und überdurchschnittlich gut auf der Lyra spielen konnte. Auch die Übergabe des Arnoldsweiler Waldes durch Karl den Großen, die in der Legende überliefert ist, hat stattgefunden, auch wenn Arnoldus den Wald vermutlich nicht allein umritten hat. Eine historisch belegte Übergabe eines Ringes von Karl dem Großen an Arnoldus bedeutet, dass ihm königliche Rechte und Vollmachten übertragen wurden. Auch dass er seine Güter den Armen überlassen hat, ist wissenschaftlich nachgewiesen. Die grundlegende geschichtswissenschaftliche Arbeit von Wilhelm Arnolds beruht auf Dokumenten und Quellensammlungen aus Deutschland und Frankreich, die zum Teil Vorgänge aus inzwischen verlorenen Quellen des 8. und 9.  Jahrhunderts überliefern. Die Untersuchung ist nicht nur für die rheinische Landesgeschichte von Bedeutung, sondern stellt den bislang wichtigsten Beitrag zur Ortsgeschichte von Arnoldsweiler dar.

Josef Stiel las abschließend aus seinem Roman „Der Harfenspieler“, der den Aufstieg des Spielmanns Arnoldus zum engen Vertrauten und Ratgeber Karls des Großen beschreibt. Beide Autoren betonten in der anschließenden Diskussion über die alljährlichen Wallfahrten, Einzelheiten der Arnoldusforschung sowie die Brauchtumspflege in den Schützenbruderschaften  mit den sehr interessierten Zuhörern, wie sehr ihnen Pflege und Erhalt der Anolduskapelle, am Herzen liegt.

„Das waren zwei Sichten auf Arnoldus, die sich hervorragend ergänzten, die historische und die literarische“, fasste Bürgermeister Paul Larue den interessanten Abend zusammen. Das Buch von Josef Stiel ist in der Stadtbücherei entleihbar, das von Wilhelm Arnolds im Stadt- und Kreisarchiv.